BRH Landeswochenende 2008 in Reichshof
Das Szenario, das man für die Großübung vom 12.-14.September 2008 erfand, ist fast undenkbar: Ein Kleinflugzeug stürzt ab und kollidiert mit einem voll besetzten Bus. Feuer, Explosionen, und natürlich viele teils schwerst Verletzte, von denen einige in Panik im unwegsamen Gelände weggelaufen sind und nun dringend gefunden werden müssen...
Großeinsatz für Feuerwehr, THW, Katastrophenschutz, DRK und andere Hilfsdienste, und natürlich für die Rettungshunde, sowohl Mantrailer als auch Flächensuchhunde. Das alles zu koordinieren ist ein äußerst schwieriger Kraftakt, und weil ähnliche Unglücke leider manchmal tatsächlich passieren, wird regelmäßig geübt, diesmal in der alten Bundeswehr-Kaserne Reichshof (Fläche 55.000ha).
Am Morgen wurden erstmal die “Opfer” geschminkt - und sahen danach wirklich erschreckend echt aus. Da gab es Menschen mit Glassplittern im Gesicht, mit Unterkühlung und Schock, mit schweren Brandwunden, blutenden Kopfverletzungen, fiesen Brüchen... Meine größte Hochachtung an die Schmink-Abteilung - wenn’s euch mal hier keinen Spaß mehr macht könnt ihr sicher auch nach Hollywood wechseln!
Das Gelände war größtenteils sehr schwierig und bestand aus verwildertem Wald (sowohl Nadel- als auch Laubwald) mit dichtem Unterholz. Wem der Kampf mit dem dichten Bewuchs nicht reichte, der konnte sich über die Steilhänge freuen - ebenes Gelände absolute Fehlanzeige. Hunde und Führer brauchten mal wieder Bergziegenqualität:)). Aber im Ernstfall führt der Weg zum Vermissten schließlich auch selten über poliertes Parkett, also ließ sich niemand abschrecken und alle gingen hochmotiviert an die Arbeit.
Während die Feuerwehr erstmal löschte, scharrten die Mantrailer schon mit den Hufen, äh, Pfoten. Als dann endlich die Freigabe des Geländes erfolgte, wurden die Teams kurz nacheinander angesetzt, gefundene Opfer wurden je nach Schwere der Verletzung von den Rettungshundeführern erstversorgt und dann geborgen, gegebenenfalls mit Hilfe von herbeigeführten Rettungs- oder Krankentransportwagen.
Direkt im Anschluss an die Mantrailer durften die Flächensuchhunde an die Arbeit. Überall im Gelände hörte man Schreie von “Verletzten”, die Glöckchen am Geschirr der Suchhunde, und das erlösende Verbellen beim Vermisstenfund. Die Feuerwehr probte die Bergung von Opfern im völlig unwegsamen Gelände, und in den aufgestellten Zelten (teilweise sogar beheizt) waren Behandlungsplätze für die Verletzten eingerichtet. Bei insgesamt mehreren Dutzend ”Opfern” und dem damit verbundenen sehr hohen Arbeitsaufkommen kam bei jeder der teilnehmenden Organisationen ein wenig Stress auf - und genau der ist so wertvoll für den Trainingszweck. Es ist ein großer Unterschied, ob man sich “einfach nur vorstellt”, dass irgendwas passiert ist, oder ob man tatsächlich überall Blaulicht, Einsatzkräfte, Schreie, Funk-Chaos und realistisch aussehende Verletzte im Wald wahrnimmt. Solche Übungen wappnen für den Ernstfall und steigern den Einsatzwert.
Nach getaner Arbeit und erfolgreichem Abschluss der Übung wurde gemeinsam zu Abend gegessen, Dank an dieser Stelle an die vielen Helfer, die sich um die tolle Versorgung aller Beteiligten kümmerten. Erfahrungen wurden ausgetauscht, Bekanntschaften geschlossen, sicherlich wurde viel gelernt, und bestimmt wird in der Nachbereitung auch die ein oder andere Optimierungsmöglichkeit gefunden werden. Ich finde, alle haben ihre Sache prima gemacht, ihr könnt stolz auf euch sein! Vielen Dank für das Engagement, nicht nur in dieser Übung, sondern an 365 Tagen im Jahr!!!
Es war echt toll mal in realitätsnahe Arbeit von Rettungshunden “hineinschnuppern” zu dürfen, vielen lieben Dank an alle Beteiligten, insbesondere an Gy&Elke sowie Silvia Wessels von der BRH-Staffel Bonn/Rhein-Sieg, die mir diesen Einblick ermöglichten. Ich komme euch gern auch bald mal im Training besuchen!:)
Nähere Infos zum Bundesverband Rettungshunde e.V.: www.brh.info Nähere Infos zur RH-Staffel Bonn/Rhein-Sieg: www.rettungshunde-bonn.de
Hier nun endlich die Fotos (zum Vergrößern draufklicken):
|